Quelle: Frankenpost vom 06.01.09 | Das Interview führte Roland Rischawy | Foto: Hermann Kauper
„Angela Merkel male ich nur von hinten!“
„Er ist in der Region bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Wo immer Werner Michael mit Stift und Zeichenblock in Aktion tritt, ist für Stimmung, Gaudi und gute Laune gesorgt.
Hof – Er ist in der Region bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Wo immer Werner Michael mit Stift und Zeichenblock in Aktion tritt, ist für Stimmung, Gaudi und gute Laune gesorgt. Am kommenden Donnerstag, 12. Februar, wird der Schnellzeichner, „Weltrekord“-Karikaturist und „Dampfplauderer“ (Selbstdiagnose Werner Michael) das Publikum im Vortragssaal des Kurhauses Bad Steben aufmischen: mit einem humoristischen Wilhelm-Busch-Abend nach dem Motto: „Ach, was muss man oft von bösen – Politikern hören oder lesen.“
Im Vorfeld des Spektakels stellte sich das Hofer Original mit Zeichenblock und Zigarre im Interesse der Leser den kritischen Fragen unserer Zeitung.
Herr Michael bzw. Werner, in königlich-konservativen Kreisen, in der Oberpfalz und beim Morgen-Appell der Bundeswehr wird der Nachname vor dem Vornamen genannt. Heißen Sie Herr Michael oder Werner?
Werner Michael:
Mein Publikum kann das als zwei Vornamen ansehen oder umgekehrt, nach Lust und Laune oder Alkoholgehalt – wie Sie möchten. Den Künstlernamen trage ich seit 1988 mit mir herum.
Wie sind Sie zum Zeichner geworden?
Werner Michael:
Das Talent kommt von oben. Der Herrgott hat mich mit elf Fingern auf die Welt kommen lassen: mit zehn Fingern und einem Filzstift! Das war übrigens vor genau 50 Jahren – im Fasching!
Na, bravo! – T‘schuldigung, das war jetzt nicht unhöflich gemeint. . .
Werner Michael:
Es klang aber so. . .
Sie wechselten ja von Anbeginn an auf die Überholspur und schossen Ende der achtziger Jahre in den Olymp der Schnellzeichner empor …
Werner Michael:
Seit ich 29 bin, kennt jeder meinen Namen, meinen Strich und meinen Zinken (deutet auf sein kapitales Riechorgan). Im Jahr 1988 habe ich auf der Consumenta in Nürnberg den Weltrekord im Schnellzeichnen aufgestellt: 164 Porträts in zwei Stunden und fünfzig Minuten. Ich stehe noch immer im Lexikon der Superlative und hänge zusätzlich als Schild im weltberühmten Hofer Fernwehpark.
Können Sie Ihre Opfer noch zählen bzw. wie viele Menschen haben Sie durch Ihren Strich schon zur Witzfigur gemacht?
Werner Michael:
Ich zeichne pro Veranstaltung im Schnitt 100 „Nasen“ – und das seit 20 Jahren. Meine Darbietungen sind immer ein Witz, aber ein ausgezeichneter!
Was sind das für Vereinigungen, Gruppierungen und Menschenansammlungen, die einen wie Sie verpflichten?
Werner Michael:
Jeder, der gerne Geld ausgibt, der gerne lacht, Humor hat und einen Spaß verträgt, kann mich buchen. Die Anlässe reichen vom Tag der Steuern bis hin zum Total-Räumungsverkauf im Möbelhaus.
Was springt Ihnen an einem Opfer als erstes in die Augen? Wie gehen Sie zeichentaktisch vor?
Werner Michael:
Falls das Opfer eine Nase hat, fange ich damit an. Eine große Nase deutet übrigens auf eine große Persönlichkeit hin. Es heißt ja nicht umsonst: Wie die Nase des Mannes, so sein Johannes (kugelt sich beinahe vor Lachen, Anm. d. Red.)
Wie sieht Ihre Lieblings-Visage aus bzw. welche prominenten Gesichter fallen in diese Kategorie?
Werner Michael:
Angela Merkel male ich ausschließlich von hinten, so kommt die Frau einigermaßen gut weg. Am liebsten porträtiere ich einfache Leute aus der Region. Die haben oft mehr Charakter und mehr Profil als jeder Prominente.
Was war ihr verrücktestes Erlebnis als Karikaturist?
Werner Michael:
Eine Frau, die ich bei einem Abend-Event gezeichnet hatte, rief mir aus dem Publikum entsetzt zu: „Was haben Sie mir nur für eine riesengroße Nase gemacht!“ Ich rief durchs Mikrofon zurück: „Das war nicht ich – das war Ihr Vater!“
Verrückt. . .
Werner Michael:
Sie sagen es: Ich habe als Schnellzeichner zu 99 Prozent nur verrückte Erlebnisse!
Wurden Sie von Opfern Ihrer Zeichenkunst schon mal mit der Schusswaffe oder mit einer Eier-Handgranate bedroht?
Werner Michael:
Leider nein! Ich zeichne einfach zu gut. Bedroht wurde ich bisher nur mit Verrechnungsschecks. Da ich die Frauen beim Porträtieren grundsätzlich schöner und jünger aussehen lasse, wollten schon viele Damen nach dem Auftritt mit mir anbandeln – aber das bleibt jetzt bitte unter uns, das ist nichts für die Zeitung!